Neubaukritik

Der geplante Neubau passt nicht in das denkmalgeschützte Jugendstilensemble des Friedrichsplatzes mit Wasserturm. Wir fordern die Erstellung eines Schnurgerüsts, um die wahren Dimensionen des Neubaus zu zeigen. Der Neubaukörper hat eine Gesamtdimension von 21,5 m (Höhe) x 79,2 m (Breite) x 51,6 m (Tiefe) und ist damit wesentlich größer, als der an dieser Stelle bestehende Mitzlaffbau. Dieser Bau ist nach 30 Jahren immer noch funktionstüchtig und erhaltenswert.

Engagieren Sie sich gegen dieses Neubau-Monster!
Im Frühjahr und Herbst verschattet der Neubau große Teile der Grünanlage.



















Die bauliche Verdichtung am Friedrichsring lehnen wir ab und fordern die Stadt Mannheim auf, die vernünftige Neubau-Standort-Alternative zwischen Heilig-Geist-Kirche und Max-Hachenburg-Schule durch eine Bürgerbefragung zu entscheiden. Die Gemeinderatswahl im Mai 2014 wäre der richtige Termin dafür gewesen. Jegliche Abrissmaßnahmen sind bis zu dieser Entscheidung zu unterlassen.

Kapitel II. Denkmalkunde als Gundlagenwissenschaft der Denkmalpflege
Untertitel: Denkmalort - Ensemblebegriff - Städtebaulicher Denkmalschutz

Seite 195: "...Man muss sich allerdings klarmachen, dass die Ausweisung als Ensemble nur die Gesamtstruktur schützt, während für die einzelnen Gebäude keine besondere Erhaltungspflicht gilt, soweit sie nicht Einzeldenkmäler sind. Da nur die übergreifenden Zusammenhänge relevant sind, darf man innerhalb eines Ensembles ein Gebäude meist problemlos abbrechen, wenn man anschließend einen Bau von ähnlicher Proportion und Außengestalt errichtet.
Aus der Verantwortung für die Ensembles erwuchs der Begriff des Städtebaulichen Denkmalschutzes, der ursprünglich ein Förderprogramm von Bund und Ländern bezeichnete, das nach der Wende 1991 für die neuen Bundesländer eingeführt worden war. Im Rahmen der Städtebauförderung zielte es auf den Erhalt des kulturellen Erbes der Städte ab und unterstützte mit hohen Zuschüssen nicht nur die Sicherung, Instandsetzung und Modernisierung von Baudenkmälern und Ensembles, sondern auch die  Erhaltung und behutsame Neugestaltung von Straßen- und Platzräumen mit geschichtlichem, künstlerischem und/oder städtebaulichem Belang..."

Seite 196 - 197: "...über den Begriff des Ensembles hinaus gibt es also historische Gliederungselemente, welche die Identität einer alten Stadt entscheidend mitbestimmen und die bei allen Fragen der Stadtplanung und des Neubaus innerhalb des historischen Kerns berücksichtigt werden müssen. Hinzu kommt die Maßstäblichkeit, die der Stadtgrundriss fordert: Die Größe, die Proportionen und die Gestaltung von Neubauten müssen die alten Strukturen berücksichtigen, wenn man wenigstens die Grundzüge der früheren städtbaulichen Einheit bewahren will...
...Einer Stadt schadet nichts mehr als die Anonymisierung durch auswechselbar gestaltete Zentren mit den immer gleichen architektonischen Versatzstücken, den immer gleichen Ladenketten und der bereitwilligen Unterordnung gegenüber Investoren, denen es nur um kurzfristige Umsätze geht. Da es für die Pflege der städtischen Identität keine unmittelbare gesetzliche Regelung gibt, können Richtlinien für eine städtebauliche Denkmalpflege zusätzlich durch Erhaltungssatzungen festgelegt werden, die von den jeweiligen Kommunen erlassen werden müssen. Damit lässt sich die Wahrung der städtebaulichen Eigenart einschließlich bestimmter Funktionen durchsetzen, auch für Gebiete, in denen sich nur wenige oder gar keine Baudenkmäler erhalten haben und auch die Kriterien für die Ausweisung als Ensemble nicht erfüllen..."

Leserzuschrift:
Politische Harmonie im Quadrat

Ja es gibt sie, die Grenzen der politischen Auseinandersetzung. Persönliche Diffamierung und
Diskriminierung gehören sicher dazu. In der politischen Auseinandersetzung sollte man sie vermeiden. Klar ist aber auch, dass in der Demokratie die Zuspitzung und die Übertreibung Teil der politischen Kultur und Auseinandersetzung sind und sein müssen. Was nun aber gar nicht geht ist das grobe Austeilen, die Verzerrung von Wahrheiten, das Spielen mit Halbwahrheiten und Lügen einerseits und die gleichzeitig mimosenhafte, extrem sensible, ja sogar beleidigte Reaktion wenn es aus dem Wald so herausschallt wie man hinein schreit. Nein man muss sich in der Politik nicht alles gefallen lassen. Aber wer gerne austeilt, wie es auch der OB und seine politischen Helfer mit politischen Kontrahenten machen, muss auch einstecken können. Zugegeben im Mannheimer Gemeinderat findet seit Jahren in aller Regel, wenn überhaupt nur eine politische Auseinandersetzung „light“ statt. Die politischen Probleme werden dort meistens in großer Eintracht, man könnte auch sagen in politischer Einfalt, fast ohne jede politische Schärfe ausgefochten. Wir Mannheimer müssen leider einen Gemeinderat akzeptieren, der fast im Gleichschritt hinter unserem OB her marschiert und nur in Nuancen abweichende Meinungen postuliert und durchsetzt. Die politische Konfrontationen finden auf anderen Bühnen bei anderen Gelegenheiten und dann durchaus auch nicht zimperlich statt. Wenn nun wie in den vergangenen Tagen sich tatsächlich auch einmal ein Gemeinderat aufschwingt gegen den politischen Mainstream, sprich gegen den OB zu schwimmen und diesen endlich einmal etwas härter anfasst, dann kann man vielleicht über die Wortwahl diskutieren, in der Sache hat Herr Dieter aber nicht unrecht. Vieles von dem was unser OB und seine politischen Helfershelfer aus fast allen politischen Lagern in den vergangenen Monaten und Jahren zum Schuldenstand der Stadt Mannheim, zur BuGa und zu anderen Prestigeobjekten und vielem mehr gesagt haben, war schlichtweg die Unwahrheit. Dass dem besagten Kämpfer für die Wahrheit und die Meinungsfreiheit ein, vielleicht sogar mehrere Parteikollegen in den Rücken gefallen sind, aus welchen Gründen auch immer, macht die ganze Sache noch brisanter, am Ende sogar zum politischen Skandal. Ob die ML sich und damit auch uns Bürgern mit diesem Anfall von kollektivem Harmoniestreben einen Gefallen getan hat, darf sehr bezweifelt werden. Politik und Politikerverdrossenheit haben in Mannheim gigantische Ausmaße angenommen. 61,4% aller Wahlberechtigten haben an der Gemeinderatswahl nicht teilgenommen. Warum wohl? Sicher nicht, weil sie von der Kommunalpolitik in Mannheim begeistert sind. Mit 10,6% aller Wahlberechtigten, eine beschämend niedrige Quote, wird die SPD stärkste Fraktion und damit bestimmende politische Kraft in Mannheim. Ein gesellschaftspolitischer Skandal und ein Armutszeugnis für uns alle und unsere Demokratie ! Konsequenterweise wären deshalb nach der Wahl nicht Siegesorgien angebracht, sondern Demut, Bescheidenheit und intensives Nachdenken über dieses Wahldesaster angesagt. Im Interesse Mannheims und seiner Bürger muss deshalb die politische Diskussion im Gemeinderat endlich wieder in Gang kommen. Die anstehenden Probleme - und es sind weiß Gott nicht wenige - müssen wieder kontrovers im Gemeinderat diskutiert werden. Wir brauchen kein politisches Kaffeekränzchen im Rathaus , das die politischen Probleme in trauter Einigkeit bespricht und dann den Vorgaben unseres OBs folgt. Sicher, in einer Demokratie ist der Kompromiss ein wichtiges und unverzichtbares Ordnungselement. Der Kompromiss darf aber nicht missbraucht werden und zu einem Harmoniefestival ausarten, das am Ende zu Lasten von uns Bürgern und der Demokratie geht.
K. Brückner, Mannheim